Mr. Dresden® trifft den ukrainischen Botschafter Dr. Andrij Melnyk
Seit Dezember 2014 ist Dr. Andrij Melnyk außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland. Sein beruflicher Werdegang führte ihn bereits als ersten Sekretär der ukrainischen Botschaft von August 1999 bis Dezember 2003 nach Wien. Von April 2007 bis Juli 2010 war er als Generalkonsul in der Hansestadt Hamburg ansässig. Jetzt stattete er Dresden einen Besuch ab und traf sich mit Mr. Dresden®, dem Botschafter der Dresdner Woche zum Gespräch über Wirtschaft, Bildung und Familie.
„Mr. Dresden“®: Herzlich Willkommen in der mittlerweile schönsten Stadt Deutschlands (nach Brandmeyer Stadtmarketing). Ich freue mich, dass Sie den Weg von Berlin nach Dresden gefunden haben und wir uns über Synergieeffekte zwischen Dresden und der Ukraine austauschen können. Sie haben schon sehr viele Städte in der Welt gesehen. Wie hat Dresden spontan auf Sie gewirkt?
Dr. Melnyk: Ich war mittlerweile schon mehrere Male in Dresden. Gleich beim ersten Besuch habe ich Dresden als sehr schöne, freundliche Stadt mit hilfsbereiten Bürgern wahrgenommen. Ich habe selbst eine Familie und Dresden scheint mir eine sehr familienfreundliche Stadt zu sein. Dies beweist ja auch, dass Dresden seit Jahren die Geburtenhauptstadt in Deutschland ist. Soweit ich informiert bin, hat Dresden auch die meisten Kita-Plätze von allen Städten in Deutschland anzubieten. Ich werde auf jeden Fall öfter nach Dresden kommen – auch sicherlich mit meiner Familie.
„Mr. Dresden“®: Die Menschen hier in Dresden bewegt zu einem natürlich die eigene Situation. Zum anderen bewegt aber auch die Situation in der Ukraine mit dem Thema Russland. Was gibt es da Neues?
Dr. Melnyk: Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die geschichtlichen Wurzeln Russlands in Kyjiw liegen. Diese Tatsache schein Putin zu stören. Die Urkaine selbst tendiert jedoch nach Europa. Die Mehrheit ist sowohl für einen EU- als auch NATO-Beitritt. Wir haben über 45 Millionen Einwohner. Im März dieses Jahres war unser Präsident, Herr Poroschenko, in Dresden. Die zukünftige Kooperation im wirtschaftlichen Bereich soll noch enger werden.
„Mr. Dresden“®: Wie können sich die wirtschaftlichen Synergieeffekte in der Zukunft zwischen Dresden und der Ukraine noch besser entwickeln?
Dr. Melnyk: Deutschland ist bereits der größte Investor in der Ukraine und wichtigster Handelspartner. Obwohl der Handelsumsatz wegen des Krieges und der Krise zurückgeht, bleibt Sachsen das einzige Bundesland mit wachsender Tendenz. Das ist vor allem auf die hiesige Autoindustrie und auf ukrainische Zulieferer zurückzuführen. Somit ist Sachsen und damit auch Dresden in der Zukunft für uns ein immer wichtigerer Partner. Die Ukrainer arbeiten gerne und wir haben lediglich eine Arbeitslosenquote von 10 Prozent. Das Tal der Krise wurde im Sommer dieses Jahres durchschritten. Für 2016 erwarten wir BIPWachstum von drei Prozent. Wir legen sehr viel Wert auf Bildung, Ausbildung und Fortbildung. Wir haben die viertgrößte Anzahl von Hochschulabsolventen in Europa. Allein in Deutschland gibt es über 10.000 ukrainische Studenten. Also man kann eindeutig erkennen, dass unsere Landsleute sich sehr stark zu Deutschland hingezogen fühlen.
„Mr. Dresden“®: Was hat die Ukraine an Rohstoffen zu bieten?
Dr. Melnyk: Die Ukraine ist das flächenmäßig größte Land in Europa und wir besitzen den wichtigsten Rohstoff weltweit. Wir verfügen über ein Viertel der weltweiten Schwarzerde, also haben wir sehr fruchtbare Böden. Wir sind der drittgrößte Getreideexporteur der Welt und die weltweite Nummer Eins bei der Erzeugung von Sonnenblumenöl.
„Mr. Dresden“®: Wenn man das so hört, dann ist es doch für Investoren ein besonders erfolgsversprechender Markt?
Dr. Melnyk: Das kann ich nur bestätigen. Erst am 23. Oktober 2015 fand in Berlin in die Konferen „Wirtschaftspartner Ukraine. Potenziale – Reformen - Zusammenarbeit“ unter Teilnahme von Frau Merkel statt. Erwartet waren 300 Investoreninteressenten, aber es kamen 700! Daran kann man erkennen, dass die Investoren an der Ukraine sehr interessiert sind.
„Mr. Dresden“®: Der Immobilienmarkt ist fast wie in jedem Land immer die Konjunktur-Lokomotive. Wie ist da der Istzustand?
Dr. Melnyk: Vor der Krise waren die Immobilienpreise dreimal so hoch. Gleiches galt auch für
das Einkommen der Ukrainer. Derzeit liegt das jährliche durchschnittliche Brutto-Einkommen bei knapp 3.500 Euro. Somit ist der Bodensatz erreicht. Die Ukrainer sind sehr immobilienaffin, da die Eigennutzerquote zwischen 70-80 Prozent liegt. In Deutschland liegt diese Zahl bei knapp 50 Prozent.
„Mr. Dresden“®: Was ist das größte Problem derzeit zwischen der Ukraine und Deutschland bzw. Dresden?
Dr. Melnyk: Das größte Problem ist die Visumspflicht für ukrainische Staatsbürger. Es würden viele Ukrainer gerne Urlaub in Deutschland bzw. Sachsen machen wollen, wenn sie nicht so lang auf dieses Visum warten müssten. Wir erwarten, dass die EU im Jahre 2016 die Visa abschaffen wird.
„Mr. Dresden“®: Wie ich aus unserem Gespräch entnehmen kann, werden wir Sie künftig häufiger in Dresden sehen. Ich freue mich, dass Sie sich in Ihrem Land für Sachsen und Dresden sehr stark engagieren. Ich wünsche Ihnen, dass Sie und wir gemeinsam unsere Ziele erreichen und freue mich bereits auf das nächste Wiedersehen.
Dr. Melnyk: Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft und Ihre Einladung. Ich freue mich ebenfalls auf unser nächstes Wiedersehen.